Die Berliner Mitte – wo Politik, Kunst und Kultur aufeinandertreffen

Der Berliner Dom in Berlin-Mitte
Der Berliner Dom in Berlin-Mitte ist eine der größten evangelischen Kirchen Deutschlands.

Zur Mitte von Berlin zählen die Verwaltungsbezirke Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg. Ehemals hießen die Stadtteile Wedding, Moabit, Gesundbrunnen, Tiergarten, Kreuzberg, Prenzlauer Berg und Friedrichshain. In ihm liegt das östliche Zentrum der deutschen Hauptstadt mit den ehemaligen Stadtkernen von Alt-Berlin und Cölln, dem Brandenburger Tor, der Straße Unter den Linden, der Humboldt-Universität, der Museumsinsel und dem Fernsehturm.

Luftbild: Berlin-Mitte, Potsdamer Platz, Tiergarten
Ein Blick ins Zentrum Berlins: Berlin-Mitte mit dem Potsdamer Platz, dem Tiergarten und dem Regierungsviertel (im Hintergrund).

Die Mitte Berlins war und ist auch immer die Mitte der Macht in Deutschland, hauptsächlich natürlich der politischen Macht. Aber auch die künstlerische Macht gehört dazu. Industriell oder wirtschaftlich spielte die Mitte Berlins nie eine besondere Rolle. Und doch wurden und werden von hier aus die Geschicke Deutschlands entschieden. Oft könnte man auch vermuten, dass die Geschichte Deutschlands von diesem Zentrum der Macht bestimmt wurde. Aber ob dem so war oder ist, überlässt der Autor der Entscheidung des geneigten Lesers. Beginnen wir im Zentrum. Berlin-Cölln und -Wedding an der Panke waren die Urgründungen der späteren Stadt Berlin. Die verkehrsgünstige Lage im Zentrum von Brandenburg mit seiner Wasseranbindung gab den Ausschlag für die frühe Besiedlung des Gebietes an der Spree. Hier wurde durch die Landesherren ein Haupthandelsort eingerichtet und ein Schloss auf der Spreeinsel Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut. Der Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern setzte hier mit eiserner Gewalt sein Recht gegen die bürgerlichen Freiheiten der Berliner durch. Ländereien kamen zur Weddinger Feldmark und der Stadtheide Ende des 16. Jahrhunderts hinzu. Zur Versorgung des Hofes wurden der Tiergarten und der Kaninchengarten in der Nähe der heutigen Badstraße angelegt.

Gendarmenmarkt Berlin
Der Gendarmenmarkt ist ein Platz in der historischen Mitte von Berlin und gilt gemeinhin als „schönster Platz Berlins“.

Die Berliner und Cöllner mussten den Verlust der Selbstständigkeit ihrer Stadt hinnehmen. So wurde aus Berlin eine Residenzstadt. Die Bevölkerung im Zentrum wuchs und so wuchs die Stadt in Richtung Westen. Friedrichswerder, Dorotheenstadt und die Friedrichstadt kamen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hinzu. Juden und Hugenotten wanderten aus Wien und Frankreich ein. Ihnen wurde Land zur Verfügung gestellt. 1701 wurde der Grundstein für die deutsche und französische Kirche auf dem heutigen Gendarmenmarkt gelegt und 1714 errichtete man in der Heidereuthergasse die erste Synagoge.

Auch wirtschaftlich bedeutete der Zuzug einen Aufschwung. So wurden Maulbeerbäume durch die Hugenotten an der heutigen „Straße des 17. Juni“ für die Seidenraupenproduktion angebaut. Ausflugsgaststätten und Schänken folgten und belebten das bürgerliche Treiben. 1721 wurde mit der Charité (Helfende) das erste Krankenhaus der Stadt erbaut.

Blick auf die Siegessäule im Tiergarten Berlin
Blick auf die Berliner Siegessäule auf dem Großen Stern inmitten des Großen Tiergartens.

Der „Alte Fritz“ war der treibende Herrscher des aufstrebenden Preußens. Unter seiner Führung entwickelte sich das Zentrum Berlins zu einer eindrucksvollen Aufmarsch- und Exerzierplattform. Von der heutigen Siegessäule bis zum ehemaligen Schlossplatz wurde exerziert und marschiert, was die Kerls hergaben. Immer weitere militärische Anlagen entstanden, wie z.B. das Invalidenhaus und 1804 die Königliche Eisengießerei sowie die gepflasterten Straßen der Stadt. Doch auch Bildung und Kultur wurden vom aufstrebenden Preußen gefördert.

1810 wurde die Friedrich-Wilhelm-Universität Unter den Linden eröffnet. 1848 kam es zur ersten Berliner Revolution. Die wirtschaftliche Krise forderte ihren blutigen Tribut. Ab den 1860er Jahren wurde die Industrie aus dem Stadtzentrum ausgelagert und in die Randgebiete verlegt. In der Innenstadt wurden den Reichen und Mächtigen prächtige Villen und Bürgerhäuser errichtet. Am Alexanderplatz und im Wedding hingegen lebten die Arbeiter oft in Hinterhöfen unter unwürdigsten Bedingungen. Die Bevölkerung stieg bis in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts auf fast 200.000 Menschen. 1871 wurde Berlin die Hauptstadt des neu gegründeten Kaiserreiches Deutschland.

Das Rote Rathaus in Berlin-Mitte
Das Rote Rathaus war einst der Sitz des Berliner Magistrats und ist seit 1992 Sitz des Berliner Senats und des Regierenden Bürgermeisters.

Die Kultur nahm in der Stadt einen nie wieder erreichten Aufschwung. Hunderte von Theatern und Tingeltangel-Unternehmungen wurden neben unzähligen Kneipen und Vergnügungslokalen eröffnet. Biergärten mit bis zu 6000 Plätzen boten Arbeiterfamilien eine Abwechslung in ihrem grauen Alltag. Erstmals werden auch Sozialwohnungen gebaut und Genossenschaften gegründet. Parks wie der Schillerpark im Wedding werden geschaffen, damit die Volksgesundheit gepflegt werden kann. 1920 wird der kommunale Aufbau Berlins reformiert und Groß Berlin entsteht. Die Weltwirtschaftskrise löst die höchste Arbeitslosigkeit im Wedding und Moabit aus. Notstandsarbeiter legen 1928 den Volkspark Rehberge an. Aber der „Rote Wedding“ regiert. In den 20er und 30er Jahren wird die Berliner Mitte zum Kampfplatz zwischen den Kommunisten und den Nationalsozialisten. Massenstreiks und Todesopfer zeichnen diese Zeit bis zur Machtergreifung Hitlers 1933. Die Bilder der Fackelträger auf der Straße „Unter den Linden“ sind jedem Deutschen im Bewusstsein, ebenso wie die Bilder der Bücherverbrennung und des Terrors der Nazis gegen die jüdische Bevölkerung und aller Andersdenkenden in den folgenden Jahren. Der Wahnsinn des Dritten Reiches ist im Zentrum Berlins immer noch zu sehen. Sei es die Gestaltung in der Stadtplanung über die Nord-Süd-und Ost-Westachse oder die noch existierenden Bunkeranlagen. Sei es der Verlust von städtebaulichen Ensembles durch die Kriegsfolgen, z.B. am Potsdamer Platz oder die Vernichtung von nicht zu ersetzenden Kunstschätzen. Der Holocaust hat eine nicht wieder zu ersetzende Lücke in der Fortschrittlichkeit, der Bildung und der Kultur der Stadt hinterlassen.

Panoramablick auf das Brandenburger Tor in Berlin
Panoramablick über den Tiergarten auf das Brandenburger Tor, einem der bekanntesten Berliner Wahrzeichen mit dem dem viele wichtige geschichtliche Ereignisse verbunden sind.

Unzählige Lebenslinien, die einstmals die Geschicke der Stadt bestimmen, sind für immer ausgelöscht. Was blieb, wurde oftmals in den Aufbaujahren nach 1945 in seinen noch vorhandenen Rudimenten vernichtet. Denken wir an die Bausünden der 60er Jahre oder die nicht enden wollende Umgestaltung des Zentrums um den Schlossplatz. Andererseits haben die Architekten des 21. Jahrhunderts ihre Marken gesetzt durch die Neugestaltung des Reichstags, des Regierungsviertels und des Potsdamer Platzes. Aber auch durch die Bewahrung und Rekonstruktion von noch Vorhandenem wie dem Bodemuseum, der Museumsinsel oder des Stadtensembles um den Friedrichshain herum. Kreuzberg bewahrte sich die Multikultur und gehört zu einem der beliebtesten Wohnbezirke in Berlin. Auf jeden Fall legte das Zentrum Berlins seine militärische Vergangenheit weitestgehend ab. Kasernen und Exerzierplätze sind modernen Wohnquartieren und Fanmeilen gewichen. Und so sollte sich der Besucher auch hier auf die Suche nach verborgenen Schätzen machen.

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Bildquellen:

  • Luftbild: Berlin-Mitte, Potsdamer Platz, Tiergarten: 66531930 © nmann77 / Fotolia.com
  • Gendarmenmarkt Berlin: 59708091 © SeanPavonePhoto / Fotolia.com
  • Blick auf die Siegessäule im Tiergarten Berlin: 119077513 © FSEID / Fotolia.com
  • Das Rote Rathaus in Berlin-Mitte: 139820356 © AR Pictures / Fotolia.com
  • Panoramablick auf das Brandenburger Tor in Berlin: 104657975 © JFL Photography / Fotolia.com
  • Der Berliner Dom in Berlin-Mitte: 137771662 © JFL Photography / Fotolia.com

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