Nordhessen – Mittelgebirgslandschaft mit märchenhaften Kulissen

Die Weser bei Bad Karlshafen (Nordhessen)
Atemberaubende Landschaft. Die Weser bei Bad Karlshafen in Nordhessen.

Der Norden des Landes – Hessen ganz oben. Gemeint ist Nordhessen mit seinem attraktiven, städtischen Mittelpunkt Kassel. Eine bemerkenswerte Kulturstadt mit vielen Facetten. Im Rhythmus von fünf Jahren geht hier – heiß geliebt und ebenso hochtemperiert umstritten – die Documenta durch Museen, über Straßen und Plätze. Der Kunstprofessor Josef Beuys hatte in diesem Zusammenhang 1982 die „Stadtverwaldung“ angeregt und seither wurden 7.000 Eichen gepflanzt und daneben etwa hüfthohe Steine aufgestellt.

Die Orangerie in Kassel
Die Orangerie in Kassel ist Sitz des Astronomisch-Physikalischen Kabinetts mit darin integriertem Planetarium.

Eine Menge Museen sind zu besichtigen: Die Neue Galerie wie auch das Hessische Landesmuseum, in denen zu sehen ist, was die Landgrafen und Kurfürsten innerhalb von sechs Jahrhunderten zusammengetragen haben. Mehr oder weniger leidenschaftlich gesammelt und von nachfolgenden Generationen fortgesetzt. Vor ein paar Jahren zusammengefasst in die „Museumslandschaft Hessen Kassel“. Dazu gehört auch das Museum der Gebrüder Grimm. Die Schöpfer deutschen Märchenschatzes haben hier 30 Jahre lang gewirkt und gelebt. Nicht zu vergessen das Astronomisch-Physikalische Kabinett und – wenn hier auch keine Kunstsammlungen zu bestaunen sind – das Planetarium, von dessen Sesseln aus ein Blick ins unendliche All getan werden kann.

Blick über Kassel vom Herkules
Blick über Kassel vom Herkules, dem weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt.

Das Fridericianum mit seiner bedeutenden Gemäldesammlung in Schloss Wilhelmshöhe darf nicht unerwähnt bleiben. Dorthin übrigens hat man einst Napoleon III. nach dem Krieg 1870/71 interniert. Als der Kaiser, nun Kriegsgefangener, seine Eskorte fragte, wohin man ihn denn nun zu bringen gedenke, soll ein schlichter Kavallerist geantwortet haben: „Ab nach Cassel!“. Drei Worte nur, die schließlich Eingang in den Schatz unserer geflügelten Worte genommen haben. Und wer in Kassel geboren ist, darf sich Kasselaner nennen, nicht etwa Kasseler. Denn das ist ein kulinarischer Begriff, nämlich mild geräucherte Schweinsrippchen. Die haben aber mit der Stadt an der Fulda nicht das Geringste zu tun, denn sie wurden von einem Berliner Metzgermeister namens Kassel „erfunden“. Über allem scheint der Herkules zu wachen, das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt. Er blickt gelassen, auf eine Keule gestützt, auf die Stadt herab. Das imponierende Bauwerk mit seinem Oktogon hat eine Höhe von fast 180 Metern. Während der Sommermonate sind die Kaskaden zu bewundern, wenn die Schleusen geöffnet werden und die Wassermassen zu Tal rauschen. Das gesamte Ensemble ist übrigens Teil von Europas größtem Bergpark. Sehenswert aber auch die anderen gepflegten und exzellent angelegten Parks wie die Barockanlage Karlsaue und der Rokokogarten.

Sababurg Reinhardswald (Nordhessen)
Die Sababurg im Reinhardswald, ein über 200 km² großes Mittelgebirge des Weserberglands.

Das Kasseler Umland ist ebenfalls nicht ohne Reiz. Gemeint sind da vor allem der Reinhardswald und die malerischen Fachwerkstädtchen – da kann man, umweht von frischer Landluft, tief durchatmen und das hektische Leben des Erwerbsalltags schnell vergessen. Die idyllischen Orte sind im Westen neben anderen Wolfhagen mit seiner geschlossenen Fachwerkstruktur und Korbach, wo einst Gold gefunden und abgebaut wurde. Hier hat man einen Teil der früheren Bergwerksanlage begehbar gemacht und zur Besichtigung frei gegeben.

Im Osten finden wir an der Werra Witzenhausen. Nomen est omen, kann man da nur sagen, denn in einer Stadt mit diesem Namen muss es ja auch was Witziges geben. Und genau das passiert, wenn hier alljährlich die Deutschen Meisterschaften im Kirschkern-Weitspucken stattfinden. Das wiederum mag weniger Erstaunen wenn man weiß, dass rund um Witzenhausen die größten Kirschbaumplantagen der Republik angelegt sind.

Etwas weiter südlich an den Hängen des Hohen Meißner findet sich, „fachwerkbunt und tausendjährig“, Eschwege. Da macht man bald, zumindest akustisch, Bekanntschaft mit dem „Dietemann“, der Symbolfigur des Städtchens. Zu jeder vollen Stunde lässt er vom Schlossturm sein Horn erschallen. Das Zinnmuseum mit sehr interessanten Exponaten aus einem Zeitraum von vielen hundert Jahren ist einen Besuch wert.

Rathaus Melsungen
Das Rathaus von Melsungen ist ein in den 1560er Jahren errichtetes Fachwerkhaus im Zentrum der nordhessischen Kleinstadt Melsungen.

In diesen Zusammenhang gehört auch Melsungen mit seinem Rathaus. Dieser stattliche Fachwerkbau entstand um das Jahr 1557; zwei Jahre zuvor war das „alte“ Rathaus abgebrannt und man schaffte es tatsächlich, das Haus innerhalb von zwei Jahren (!) in der heute noch zu sehenden Form wieder hochzuziehen. Damit wären wir bei einer weiteren Attraktion der Stadt: Täglich um 12:00 und 18:00 Uhr zeigt sich im Turm des Rathauses der „Bartenwetzer“. Nach ihm ist auch eine Brücke über die Fulda benannt, die Bartenwetzer Brücke. Damit hat es folgende Bewandtnis: Wenn die Forstarbeiter in den Wald zogen um ihre Arbeit zu verrichten, erreichten sie diesen, indem sie eine Brücke über die Fulda benutzten. Sie war aus Sandstein gefügt und an eben diesem Sandstein schärften die Holzfäller ihre Äxte, Barten genannt. Ein anderer Flussübergang ist die „Zwei-Pfennig-Brücke“. Sie entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts und ihr Bau wurde dadurch finanziert, indem jeder, der sie benutzte, zwei Pfennig zu zahlen hatte. Melsungen ist ebenfalls reich an Fachwerkpassagen, sehenswerten Kirchen und Kapellen sowie dem Landgrafenschloss, in dem einst Landgraf Philipp der Großmütige residierte. Westlich von dieser Stadt liegen das Knüllgebirge, der Kellerwald und der Burgwald. Diesen Bereich kennt man auch als „Land der tausend Hügel“. Dort finden wir ebenfalls romantische Städtchen wie Fritzlar mit seinem Dom oder Felsberg, die Drei-Burgenstadt im Tal der Eder.

Edersee / Ederstausee Panorama
Der Edersee im Landkreis Waldeck-Frankenberg ist der flächenmäßig zweit- und volumenmäßig drittgrößte Stausee in Deutschland.

Folgt man dem Flusslauf, ist man bald am Edersee, fast dreißig Kilometer lang und Tummelplatz von Wassersportlern aller Spielarten. Südlich von diesem Wasserreservoir erstreckt sich das Waldecker Land, das gern als „Hessens Ferienschachtel“ gelobt wird. Hier finden wir auch Bad Wildungen mit seinen vielschichtigen Kur- und Reha-Programmen.

Südwestlich von hier reckt sich, schon von weitem sichtbar, die Liebfrauenkirche empor; sie steht in Frankenberg und wurde 1337 vollendet. Die Stadt, in jener Zeit fester Stützpunkt der Landgrafen von Hessen, erregt mit ihrem 10türmigen Rathaus, ihrer malerischen Altstadt und vielen anderen Sehenswürdigkeiten die Aufmerksamkeit vieler Touristen und Kunstfreunde. Hier wie auch in den oben erwähnten Orten wirbt man mit dem Slogan: „Das Beste zwischen Himmel und Eder“!

Klicke hier, um Inhalte von Google Maps anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von Google Maps.

Bildquellen:

  • Die Orangerie in Kassel: 65982000 © Benjamin ['O°] Zweig / Fotolia.com
  • Blick über Kassel vom Herkules: 95863150 © blende11.photo / Fotolia.com
  • Sababurg Reinhardswald (Nordhessen): 120893202 © Schmutzler-Schaub / Fotolia.com
  • Rathaus Melsungen: 79616614 © borisb17 / Fotolia.com
  • Edersee / Ederstausee Panorama: 84692498 © Tobias Arhelger / Fotolia.com
  • Die Weser bei Bad Karlshafen (Nordhessen): 83732996 © ASonne30 / Fotolia.com

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*