Wiesbaden, die Landeshauptstadt Hessens, ist nicht nur ein längst etablierter Kurort. In den zurückliegenden zwei Jahrhunderten galt er geradezu als mondän. Hoch- und Geldadel gaben sich in den feinen Hotels die Klinke in die Hand.
Das repräsentative Kurhaus und das Staatstheater, in dem sich alljährlich der Vorhang über die Maifestspiele öffnet, sind weltbekannt. Die Spielbank ist eine der schönsten in Europa; nicht weit von ihr stand im 19. Jahrhundert ihre Vorgängerin, in der Fortuna ihrem literarischen Verehrer keineswegs hold war: Fjodor Dostojewski. In dem Roman „Der Spieler“ hat er seine verlustreichen Zockereien geschildert. Aber auch andere Untertanen des Zaren kamen zur Kur und noch heute gibt es hier eine russisch orthodoxe Gemeinde. Das ist aber nicht der Grund, weshalb die „Russische Kapelle“ ihre vergoldeten Kuppeln aus dem Grün der sie umgebenden Bäume in den blauen Himmel reckt. Die vielbewunderte Sehenswürdigkeit ließ Herzog Adolph errichten. Es ist die Grabkirche für seine erste Gemahlin Elisabeth Michailowna, Tochter des russischen Großfürsten Pawlowitsch. Elisabeth starb, erst 19jährig, bei der Geburt ihres ersten Kindes. Beide sind hier bestattet.
Die Kaiser-Wilhem-Straße, nur knapp einen Kilometer lang, ist der Sehen-und-Gesehen-werden-Parcours der Stadt. Von ihren Bewohnern kurz aber liebevoll „Rue“ genannt. Hier reihen sich die feinen, teuren Geschäfte sowie ein paar Restaurants, Bars und ein Café. Aber auch andere Straßenzüge und Plätze sind sehenswert. Dort empfiehlt sich ein Blick auf die gut erhaltenen und immer noch gepflegten Häuserfassaden im Stile des so genannten Wilhelminischen Zeitalters. Das tat lange zuvor schon Charles Baudelair, der daraufhin Wiesbaden als das Nizza des Nordens bezeichnete. In den heißen Quellen badeten bereits die Römer, von denen Caligula und Nero die bekanntesten gewesen sein dürften. Böse Zungen behaupten, beide hätten zu lange im heißen Wasser geplanscht, weshalb sie dann später übergeschnappt sind. Tatsache aber ist, dass eben die Wiesbadener Quellen vielen Menschen Linderung ihrer Leiden gebracht haben. Nach Nero ist übrigens auch der Hausberg der Stadt benannt worden. An seinem Südwesthang wurde ein Weinberg angelegt, dessen Kelterergebnisse als „Wiesbadener Neroberg“ in die Flaschen kommt. Da liegt es nahe, von der Hessischen Landeshauptstadt auch als dem Tor zum Rheingau zu sprechen.
Bildquellen:
- Kurhaus Wiesbaden am Abend: 66615106 © Branko Srot / Fotolia.com
- Marktsäule mit Blick auf die Marktkirche, Wiesbaden: 121722801 © Branko Srot / Fotolia.com
- Blick auf Wiesbaden vom Neroberg: 116554763 © majonit / Fotolia.com
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